Passend zum 1. November ein paar Betrachtungen der österreichischen Seele..
Österreich ist eine kleine Welt,
Friedrich Hebbel
in der die große ihre Probe hält!
China, Indien, Russland, die vereinigten Staaten, und andere große Länder, beeindrucken alleine schon durch ihre schiere Größe. Nach dem Niedergang des österreichischen-ungarischen Kaiser- und Königreiches, ist es uns Österreichern beileibe nicht gegeben, durch unsere Größe zu beeindrucken. Österreich ist ein kleines Land geworden, und musste sich eine neue Identität suchen. Ich denke, die haben wir auch gefunden!
Unsere „österreichische Seele“ hat sich mit der Situation abgefunden, kein“ Key-Player“ auf der Weltbühne zu sein. Wir bedrohen niemanden, wir sind unauffällig, wir gehen grantig unserer täglichen Arbeit nach. Österreich repräsentierten etwa 2 Prozent von Europa, und zwei Promille von der Welt. Damit sind wir fast unsichtbar geworden. Unsere Slawisch-Italienisch-Kroatisch-Ungarisch beeinflusste Seele werkelt vor sich hin, ohne täglich von der Weltpresse bemerkt zu werden.
Wir haben uns in Österreich eine kleine Idylle zurechtgebastelt. Heute sind wir zu allen Nachbarn freundlich, wir sind zu allen Großmächten freundlich, wir sind zu allen Religionen freundlich, wir sind zu Kapitalisten freundlich, wir sind zu Sozialisten freundlich, wir sind zu Kommunisten freundlich. Unsere Regierung in Österreich hinkt genauso hinter der Realität hinterher, wie viele andere Regierungen von anderen, auch großen Ländern.
Man sollte meinen, es sei leichter 8 Millionen Bürger „unter einen Hut“ zu bekommen, als 1 Milliarde Bürger. Aber das ist bei weitem nicht so. Auch bei uns wähnt sich jeder Bürger im Zentrum der Wahrheit zu stehen. Wir nehmen dies zur Kenntnis, granteln herum, schimpfen auf die Regierung und die zu hohen Steuern, diskutieren vortrefflich mit einem Bierglas in der Hand über die großen Lösungen die noch auf uns warten.
Wir sind Meister der pragmatischen Lösungen geworden. Wir haben eindrucksvoll bewiesen bekommen, dass groß angelegte, polemische Ansprachen auch ins Verderben führen können. Wir streiken nicht, wir haben genug von Revolutionen, wir haben genug von Kriegen. Wir arbeiten gut, um gut zu leben. Wir denken um zu arbeiten. Wir lächeln um zu überleben.
Doch nun fährt ein rauer Wind durch unsere Hinterhofidylle. Auch wir müssen uns der Zukunft stellen, auch wenn wir das jahrzehntelang nicht wahrhaben wollten. Auch unser kleines Land wird von der modernen Technologie durchgebeutelt. Wir haben dazu gelernt, dass die schlafenden Bürokraten in Brüssel uns keinen Schutz vor Viren, Hackern, Datendiebstahl, politischer Propaganda, politischen Unwahrheiten, finanzwirtschaftlichen Krisen etc. bieten können. Also werden wir unsere Ärmel hochkrempeln, und unsere eigenen Lösungsansätze entwickeln. Und wieder werden wir dabei pragmatischer vorgehen, als viele andere Länder oder Gremien. Wieder werden wir alles so „hinbiegen“, um eine unauffällige aber gängige Lösung zu finden.
Viele werden gar nicht bemerken, dass wir mit unseren „hingebogenen“ Lösungen vielen anderen Ländern davongaloppieren. Viele werden gar nicht bemerken, dass wir schon Lösungen gefunden haben, die andere noch nicht einmal suchen. Viele werden unsere Lösungen gar nicht verstehen. Aber viele werden sich an diese Lösungen halten. So ist das, in unserer kleinen Welt. Wir haben die gleichen Herausforderungen wie jedes große Land, aber nicht die großen Mittel. Wir sind eben Österreicher!
Bella gerant alii,
tu felix Austria nube.Kriege führen mögen andere,
Berühmteste Spruch aus der Zeit der Habsburgerherrschaft
du, glückliches Österreich, heirate.
Dieser Spruch wird zitiert, wenn der Aufstieg der Habsburger durch erfolgreiche Heiratspolitik charakterisiert werden soll. Heute verwenden wir Österreicher diesen Satz um unsere Kriegsunlust zu beschönigen, und unsere pragmatischen Lösungen zu rechtfertigen. Das werden wir auch in Zukunft so halten. Man kann sich immer irgendwo den Schädel einschlagen, hier in Österreich halten wir statt Waffen lieber Kipferl und Kaffeetasse in den Händen.